Wie kann ich mit bedrängenden Gedanken umgehen?

Kennen Sie das Gefühl: morgens, 08:30 auf einem überfüllten Bahnhof  den richtigen Bahnsteig zu suchen? Überall tummeln sich Menschen, die es eilig haben zum richtigen Bahnsteig zu ihrer Schnellbahn zu kommen und dabei noch den Frühstückskaffee im Pappbecher in der einen, die Tasche in der anderen Hand haben, während ein Handy läutet, nebenbei ein Kleinkind verzweifelt schreit und in dem Moment zwei Züge gleichzeitig einfahren und dabei einen ziemlichen Lärm machen.

Unsere  Gedanken können manchmal in unseren Köpfen mehr Lärm und Stress machen als so ein ganzes Bahnhofszenario einer ganzen Woche zusammen. Gedanken voll Zweifel, Sorgen, Gedankenkreise um Probleme, Gedanken die Stress  machen und wieder kommen dann Zweifel, Sorgen, Probleme und das Ganze im Kreis von vorne nach hinten und dann wieder von hinten nach vorne.

Manche Menschen haben sich so an den Lärm im Kopf gewöhnt, dass sie gar keinen anderen Zustand mehr kennen als die vielen Stimmen, die was erzählen und sie identifizieren sich dann auch damit. Ein Mensch hat täglich durchschnittlich 45 000 – 60 000 Gedanken. Ein Grossteil davon sind an uns selber gerichtet. Sprich wir reden innerlich ständig mit uns selber. Und je nachdem, was das so alles innerlich geredet wird fühlen wir uns besser oder schlechter. Denn wenn die Gedanken negativ, sorgenvoll und quälend sind fühlen wir uns dementsprechend sorgenvoll, gequält und von negativen Emotionen belastet.

Ich vergleiche diesen Zustand gern auch mit dunklen Rauchschwaden aus einem Schornstein, die so dicht sind, dass man kaum Luft bekommt und nicht mehr frei atmen kann und man den Himmel dahinter gar nicht mehr sehen kann. Oder mit dicken Wolken, die den Himmel so bedecken, dass wir womöglich vergessen, dass dahinter der Himmel eigentlich blau erscheint und irgendwann wieder die Sonne scheint.

Die Gedanken können so präsent und massiv sein, dass wir gar nicht mehr imstande sind hier und jetzt einfach zu sein und wahr zu nehmen, was im Moment ist, weil wir dauernd von den Gedanken dominiert werden.

Wie kann ich nun mit solchen bedrängenden Gedanken umgehen?

Es gibt verschiedenste Techniken, die in so einem Fall unterstützend und hilfreich sein können. Wichtig ist immer als erster Schritt die Gedanken als solche wahrnehmen zu lernen und uns nicht mehr mit dem ganzen Lärm zu identifizieren und zu wissen: wir haben zwar Gedanken, aber wir sind sie nicht. Unser Denken ist ein wichtiges Instrument, das wir bewusst einsetzen können. Aber sein Sinn ist nicht uns zu dominieren oder zu stressen, sondern uns ein wertvolles Werkzeug zu sein. Das zu lernen passiert nicht von einem Tag auf den anderen, sondern ist ein Prozess für den es Übung und Geduld braucht. Anbei finden Sie einige Beispiele für hilfreiche Möglichkeiten:

  • Atemübungen und verschiedene Meditationstechniken, die helfen, unsere Gedanken bewusst wahrzunehmen und wieder weiter ziehen zu lassen ohne sie als bedrängend zu empfinden. Dies kann auch unterstützen, um unsere Konzentrationsfähigkeit zu verbessern und um unsere Gedanken besser steuern zu können.
  • Bewegung – und alles was in den Körper holt: intensiv Sport machen, so richtig auspowern, Sport, der sehr viel Aufmerksamkeit und Konzentration erfordert
  • Konzentration auf den eigenen Körper: bewusst auf einen Körperteil – zB die Hände konzentrieren und mit der ganzen Aufmerksamkeit einige Zeit dort verweilen und dabei tief ein und aus atmen
  • Eine schwierige Denkaufgabe lösen- dies lenkt ab und braucht volle Konzentration
  • Sex 
  • Einfache körperliche Arbeiten – vor allem in der Natur: zum Beispiel Rasen mähen, ein Gemüsebeet ansetzen oder Unkraut jäten
  • Mit Menschen umgeben, die sehr präsent und positiv sind
  • Natur, draußen sein, spazieren
  • Tanzen, Lachen, alles was beschäftigt und gleichzeitig Spass  macht

Dies sind lediglich Beispiele und es ist auch sehr individuell und Übungssache, wem was besser oder weniger gut hilft und gelingt. In jedem Fall wird von den meisten Menschen als hilfreich empfunden, was ins Hier und Jetzt holt.

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